Illustration an der HBK Braunschweig

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Manuel Albert „Wirmenschen“

Bachelor Thesis, 2012

Es ist schwer, sich von alten Mustern lösen. Immer wieder zeichne ich die typischen Augen, die Nase und den Mund – so wie ich sie immer zeichne. Ist ja auch einfach so, da ich das schon tausendmal gemacht habe. Ich muss mich erstmal warm zeichnen.
Und wieder so ein Gesicht. Funktioniert – aber sieht ja auch eigentlich nach Nichts aus. Zur Annäherung ist es gut. Gesichter sind irgendwie immer gleich aufgebaut … Ist doch alles da, was ein Gesicht braucht.
Das sind keine realistischen Gesichter und lebendige Karikaturen sind es auch nicht.
Egal – weitermachen.

Was steht hinter der Faszination für den menschlichen Ausdruck und dem Phänomen sozialer Interaktion durch das Gesicht?
Die Annahme, das ein gedachtes Konstruieren von Köpfen und menschlichen Charakteren das gewünschte Ergebnis bringen würde, hat sich schnell als Irrtum erwiesen. Das »verkopfte« Konstruieren basiert auf statischen, routinierten Abläufen, die nur bedingt neue Wege des Arbeitens und Denkens zulassen. Es handelte sich dabei eher um eine Reproduktion und nicht um eine Untersuchung des »Warum«.
Erst die Verzweiflung, das Gefühl bei Null zu beginnen, das konsequente Zeichnen mit Tusche in Skizzenhefte, das Sich-Zwingen, auch mit den schlechten Zeichnungen zu leben, Frustration auszuhalten, weiter zu machen und der dadurch entstehende Prozess des Reduzierens, Verwerfens und des Neuanfangens haben mich schließlich zum gewünschten Ergebnis gebracht.
Die Dreiteilung des Heftes in den konkreten Abschnitt, den intuitiven Abschnitt und den abstrakten Abschnitt reflektiert nicht nur das Sehen, Verarbeiten und Interpretieren von Gesichtern und Ausdrücken, nimmt also Bezug zur Wahrnehmungs- und Verarbeitungsebene, sondern auch meinen Arbeitsprozess, bestehend aus dem zuerst verkopften Zwang, eine gute Zeichnung zu produzieren, dem anschließenden Frustrationsprozess, welcher letztendlich zu lockerem und vor allem intuitiven Zeichnen führt und der letzte Teil des Abstrahierens als Teil der Reflexion der vorhergegangenen Teile, der genauso »gedacht« ist wie der erste, konkrete Abschnitt, aber ohne den Zwang gute Zeichnungen zu produzieren.

3 Hefte im Schuber

Betreut von Dr. Grzegorz Zgraja, Juliane Wenzl