Illustration an der HBK Braunschweig

Katrin Baradoy|Lars Keller „Basispropaganda“

Diplomarbeit, 2003

Basispropaganda!

Pro|pa|gan|da [lat.] die; -: 1. systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher o.ä. Ideen u. Meinungen [mit massiven (publizistischen) Mitteln] mit dem Ziel, das allgemeine [politische] Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen. 2. Werbung, Reklame (Wirtschaft).

Propaganda?
Der sehr spezielle Charme der Werbe- und Propagandaspots der DDR wirkte als Initialzündung. Auf so naive wie bizarre Weise wurde hier für Produkte und Verhaltensweisen geworben. Besonders die Propaganda des Deutschen Hygienemuseums Dresden war in ihrer Absurdität bestechend: »Iss kein ungewaschenes Obst!«. Da war die Idee geboren: Wir machen Basispropaganda – wir erschaffen unsere eigene Wahrheit für die Massen.

Der gute Knall
Mit Attention, Interest, Desire und Aktion werden die Spots erarbeitet und selbiges wollen wir beim Konsumenten auslösen. Propaganda ignoriert die Moral. In diesem Sinne setzen wir stetig einen Fuß vor den anderen und somit noch eins drauf. Der moralisch ermahnende Flüsterton im Hinterkopf wird langsam leiser. „Keine Angst vor Plattitüden, Klischees und Zoten“ wird uns zum Motto. Der Holzhammer winkt dem Zaunpfahl durch die Blume – bei Basispropaganda ist für jeden was dabei.

1A Verbraucherinformation
Wie bekommt der Konsument die Propaganda serviert? Basispropaganda soll nicht wie eine cineastische Vorführung von statten gehen: Die Masse sitzt vor einer Leinwand und verfolgt den linearen Ablauf der Spots. Das erscheint uns zu statisch. Wir wollen Bewegung im Raum. Basispropaganda soll Reizüberflutung sein: den Werbegedanken auf die Spitze treiben. Mehr im Sinne von »alles so schön bunt hier« als »aha, noch eine Filmpräsentation«. Der gute Knall soll nicht nur in den einzelnen Spots stattfinden, sondern auch in der Darreichungsform.

Es gibt zwei Projektionsflächen, die sich mit ausreichend Abstand gegenüberstehen. Die Abfolge der Spots ist dieselbe, allerdings zeitlich versetzt. Die Leinwände zeigen also jeweils einen anderen Spot. So wird der Verbraucher von hinten und vorne gleichzeitig beschallt. Er wird veranlasst sich zu drehen und zu wenden. Die Geräuschkulissen der beiden Wände greifen ineinander, was zu gewollter Störung und Irritation führt. Beide Projektionsflächen zeigen die Spots in zwei Durchgängen. So hat der Betrachter die Chance das hinter seinem Rüücken Verpasste doch noch mitzubekommen. Befinden die Kunden, dass sie genug an visuellen, akustischen sowie geschmacklichen Erlebnissen konsumiert haben, ist die Verbraucherinformation beendet.